Der spannende Kampf um die deutsche Meisterschaft in der Daikin Handball-Bundesliga. Die Füchse Berlin, der SC Magdeburg und die MT Melsungen haben aktuell die besten Karten.
Sonntag (15 Uhr, live bei WELT TV und Dyn/Anzeige) empfangen die Melsunger im Top-Spiel die Rhein-Neckar Löwen und Star-Spielmacher Juri Knorr. Melsungens Kapitän und Nationalspieler Timo Kastening (29) spricht im großen Interview.
Timo Kastening: „Werden bis zum Ende alles mobilisieren“
Mitte Februar sagten Sie vor dem Auswärtsspiel in Magdeburg, „Stand jetzt wird Melsungen nicht Meister“. Bleibt es sechs Wochen später dabei?
Kastening: „Ja, Stand jetzt werden wir weiterhin nicht deutscher Meister. Gar nicht mal, weil wir nicht imstande wären, geile Leistungen bis zum Ende der Saison zu bringen. Sondern, weil man sich das Momentum der Füchse Berlin anschaut und sieht, was da alles zusammenläuft und was sie für einen Handball sie spielen – Respekt! Plus den SC Magdeburg noch obendrauf, der einen Punkt hinter uns liegt. Diese Gesamt-Situation spricht einfach dafür, dass wir nicht der heißeste Anwärter auf die Meisterschaft sind, auch wenn wir weiter total mit im Rennen sind.“
Heißt: Sie tippen auf ein Titel-Duell zwischen Berlin und Magdeburg.
Kastening: „Das würde ich Stand heute genau so unterschreiben. Aber natürlich mit dem Hinweis auf unseren Willen, bis zum Ende mit da oben zu bleiben. Wir sagen ja nicht zu Berlin und Magdeburg, hier bitte sind Platz 1 und 2 und wir machen mal den Dritten. Wir werden bis zum Ende und von Woche zu Woche alles mobilisieren, was wir noch im Kader haben.“
Der ist ziemlich ausgedünnt wegen vieler Verletzungen. Haben Sie das in diesem Ausmaß schon mal erlebt?
Kastening: „Ich möchte nicht über Verletzte sprechen. Wir spielen mit den Leuten, die noch da sind. Wir hatten trotz der Verletzten in jedem Spiel die Chance, zu gewinnen. Wenn man sich immer über Verletzte beklagt, würde ein Underdog niemals einen Favoriten schlagen können. Egal, was war und egal, was kommt. Das bleibt bei uns auch so in den nächsten Spielen. Wobei die Schwere der Verletzungen schon fast ein wenig beängstigend ist.“
[–>War und ist da noch an einen normalen Trainingsbetrieb zu denken?
Kastening: „Das Gute ist, dass wir noch eine zweite Mannschaft und eine A-Jugend haben, sie haben uns in den letzten Wochen fantastisch geholfen. Wir hatten einfach fast keine Leute mehr.“
Hat die MT Melsungen die Niederlage im Final4 um den DHB-Pokal gegen Kiel schon verdaut?
Kastening: „Weil der Spielplan so eng getaktet ist, ging das ziemlich schnell. Da schüttelt man so etwas schneller aus den Knochen. Wir haben immer die Chance auf zwei Titel in Meisterschaft und European League. Trotzdem war es wieder eine verpasste Chance auf einen Titel.“
Am Sonntag kommen die Rhein-Neckar Löwen und ihr Star-Spielmacher Juri Knorr zur MT Melsungen. Knorr wechselt im Sommer nach Dänemark zu Aalborg. Können Sie diesen Schritt nachvollziehen?
Kastening (lacht): „Er soll mich mitnehmen. Nein, Spaß beiseite. Ich kann das völlig verstehen. Juri geht zu einem der besten Handball-Klubs der Welt, Aalborg hat wahrscheinlich das schönste Trainingszentrum der Welt. Dazu der dänische Lifestyle und die Lebensqualität dort. Es gibt so viele Punkte, die für diesen Wechsel sprechen. Allerdings ist es auch schade, dass er die Bundesliga verlässt. Weil Juri einer der Leitwölfe des deutschen Handballs ist. Jede Woche gehen in Deutschland Kinder in die Hallen, um Juri Knorr zu sehen. Eine neue Erfahrung im Ausland sammeln zu wollen, verstehe ich voll.“
Wie geht das denn?: Plötzlich klebt der Ball HIER fest
Ihr Nationalmannschafts-Kollege Julian Köster geht 2026 zum THW Kiel. Auch nachvollziehbar?
Kastening: „Es ist keine Überraschung mehr, dass das so gekommen ist.“
Mit Marko Grgic wechselt ein weiterer Nationalspieler 2026 zur SG Flensburg. Ihre Meinung dazu?
Kastening: „Das hat man nullkommanull so kommen sehen. Total überraschend, aber ein Super-Transfer. Marko hat genügend Qualität, um sich bei jedem Verein auf der Welt durchzusetzen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er zur TSV Hannover-Burgdorf geht.“
Wann holt die MT Melsungen den ersten Titel der Vereinsgeschichte?
Kastening (lacht erneut): „Frühestens und hoffentlich am letzten Mai-Wochenende im Final4 der European League. Oder allerspätestens am 8. Juni.“
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