„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von SPORT BILD-Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet den FC Bayern seit Jahrzehnten.
Lieber Jupp Heynckes,
hiermit gratuliere ich – natürlich auch dem FC Bayern zur 34. Deutschen Meisterschaft. Doch zuallererst gratuliere ich Dir, dass Du am Freitag den 80er vollmachst. Hast gearbeitet wie ein Stier, geschuftet, dass normal 100 Jahre nicht reichen. Warst Dir für nichts zu schade. Nicht mal dafür, viermal zu den Bayern zu kommen. Und natürlich trägt auch der neue Meister irgendwie deine Handschrift, so nachhaltig war dein Wirken. Akribie bei den einfachsten Dingen gepaart mit spielerischem Glanz in höchstem Tempo. Man nehme nur den Uralt-Trick von Arjen Robben – von rechts nach innen, Schuss mit links und Tor. So wie es Michael Olise, die Entdeckung der Saison, im Schlaf beherrscht. Dieser Schütze des 2:2 der Bayern beim 3:3 in Leipzig. Und auch Leroy Sanè, der Schütze des 3:2, hat diesen Trick auf Lager.
[–>Das Schöne an der Rückkehr des Rekordmeisters, vorbei diesmal an Bayer Leverkusen, hat unglaublich viele Gewinner. Das Jahr Pause hat gut getan. Und dann auch noch dieser eine Tag des Wartens. Die Bayern müssen Leipzigs Youssuf Poulsen fast dankbar sein, dass er mit seinem gefühlvollen Heber zum 3:3 in der vierten und letzten Minute der Nachspielzeit die Feierlichkeiten um 24 Stunden verschob, bis Leverkusen in Freiburg 2:2 spielte.
Ein dickes Dankeschön an Poulsen kommt von Harry Kane, der wegen seiner Sperre in Leipzig nur auf der Tribüne saß, der jetzt am Samstag wieder mittendrin sein darf, wenn Bayern gegen Mönchengladbach im eigenen Stadion die Meisterschaft feiert. Damit auch der letzte Engländer merkt, dass Harry sehr wohl Titel kann, nicht wie bei Tottenham ein Fernrohr braucht, um die Spitze der Liga zu sehen. Packt er zur Feier des Tages vielleicht einen Hattrick drauf? Dem 16ten seiner Laufbahn? Bitteschön!
Poulsen sorgte außerdem dafür, dass die Bayern besonders gebannt nach Freiburg blickten. Dort war nicht übersehen, wie toll Leverkusens Florian Wirtz am Ball zaubern kann. Wie er dribbeln kann und Tore schießen mit spielerischer Leichtigkeit wie beim Anschlusstreffer zum 2:1.
Verwunderung über Bayern-Star: „Was reitet Sané?!“
Jedenfalls wird der Samstag am neu eröffneten Franz-Beckenbauer-Platz vor der Allianz-Arena ein Feiertag des Fußballs. Manuel Neuer darf sich freuen, weil er nach dem hartnäckigen Muskelfaserriss endlich wieder sein Comeback feiern darf. Pünktlich zum Empfang der Schale.
Die Bühne ist außerdem frei für Thomas Müller in seinem letzten Heimspiel für den FC Bayern. Jetzt darf „Radio Müller“ mal so richtig die Sau rauslassen (ein Nachfolger steht mit Alphonso Davies schon bereit).
Trainer Vincent Kompany darf sich feiern lassen dafür, wie herrlich unaufgeregt er seine erste Saison bei Bayern gemeistert hat. Aleksandar Pavlovic und Josip Stanisic dürfen zeigen, dass die Zukunft des FC Bayern nicht nur Spielern wie Wirtz und Olise gehört, also Stars mit über 50 und 100 Millionen Euro Ablöse, sondern auch Spielern aus der eigenen Jugend. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus dieser Meisterschaft. Man sollte nicht vergessen, dass auch Jamal Musiala aus Bayerns Jugend zu den Profis kam. Dass der Fußball nicht nur aus Transfers besteht.
Die Bayern-Stars Josip Stanisic (25), Aleksandar Pavlovic und Leroy Sané
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Womit wir wieder bei Dir wären, lieber Jupp Heynckes. Es war ja nicht nur Lothar Matthäus, den Du entdeckt hast. Sogar bei Real Madrid hast Du einen Raul und Guti gefördert. Solch gute Taten tun jedem Festgeld-Konto gut.
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