Christian Nerlinger (52) war von 2009 bis 2012 Sportdirektor beim FC Bayern. Im Interview mit „ran“ spricht er über die Besonderheit des Vereins – und erklärt, warum auch Sportvorstand Max Eberl (51) nur ein Gast auf Zeit ist.
[–>„Übernehme ich ein Projekt in der 2. oder 3. Liga? Oder bin ich beim FC Bayern. Da ist man beim Marktführer“, sagt Nerlinger. „Es ist ein Gebilde, bei dem man wissen muss, wo man da reingekommen ist.“
Christian Nerlinger (52)
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Mit „Gebilde“ meint Nerlinger vor allem die Struktur, die Persönlichkeiten wie Uli Hoeneß (73), Karl-Heinz Rummenigge (69) und Franz Beckenbauer (†87) über Jahrzehnte aufgebaut haben. „Speziell Uli Hoeneß, zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer haben dieses Haus FC Bayern München mit unglaublicher Energie, harter Arbeit, totaler Identifikation und viel Qualität gebaut“, so Nerlinger. „Der Verein ist nicht in Investorenhand, sondern ehemalige Spieler und große Persönlichkeiten haben den FC Bayern dorthin gebracht, wo er heute ist.“
Und dann sagt er einen Satz, der besonders hängen bleibt: „Und als Sportchef zieht man nur zur Miete ein. Das kann ein, zwei, drei Jahre oder sechs Jahre dauern.“
Diese Formulierung trifft auch den aktuellen Sportvorstand Max Eberl. Seit März 2024 im Amt, wird er nach wenigen Monaten bereits öffentlich hinterfragt. Nerlinger betont die Schnelllebigkeit des Geschäfts: „Wenn man gegen Inter ausscheidet – was ich nicht glaube –, dann geht die Welt unter. Wenn man gegen die Italiener und auch in der Liga gegen den BVB gewinnt, dann wandelt sich alles in komplette Euphorie um.“
Die Arbeit eines Sportchefs werde heute weniger an langfristigen Entscheidungen gemessen als an wenigen Schlüsselspielen. „Es ist Wahnsinn, dass mittlerweile gefühlt drei bis fünf Spiele über eine gute Saison entscheiden. Das ist die Wahrheit. Wir sind aus meiner Sicht in einem Bereich angekommen, wo diese Spiele mehr ausmachen als das nachhaltige Arbeiten.“
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Eberls bisherige Leistungen bewertet Nerlinger zurückhaltend: „Die Trainerfindung war schwierig, aber die hat man mit Vincent Kompany ordentlich gelöst. Insgesamt steht der Kader super da. Ob die Verlängerungen zu teuer waren oder nicht, das mag ich nicht beurteilen.“
Doch die Botschaft ist klar: Beim FC Bayern ist niemand unangreifbar – außer vielleicht der Bauherr.
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