Von ihm hängt alles ab: Vierfach-Weltmeister Max Verstappen (27) ist der begehrteste Fahrer der Formel 1.
Obwohl der Holländer bei Red Bull noch einen Vertrag bis 2028, buhlen Mercedes, Aston Martin und sogar Alpine mehr oder weniger offen um ihn. Erst wenn sich Verstappen entschieden hat, können die anderen Teams endgültig planen.
In BILD bezieht Dr. Helmut Marko (81), Motorsport-Boss von Red Bull, Stellung zur Zukunft seines Schützlings.
BILD: Herr Marko, wie bewerten Sie die bisherige Saison Ihres Teams?
Helmut Marko: Schwierig trifft es gut. Wir sind in einer verzwickten Situation. Das Arbeitsfenster unseres Autos ist extrem klein. Das führt dazu, dass wir – wenn alles richtig läuft – schnell sind und wie in Japan siegen, aber uns nur eine Woche später in Bahrain im Niemandsland wiederfinden. Unser Auto gleicht einer Wundertüte.
Steckt Red Bull in einer Krise?
Krise ist zu viel gesagt Man darf nicht vergessen, dass wir als einziges Team neben McLaren einen Grand Prix gewinnen konnten und die Formkurve zuletzt wieder etwas besser war. Aber wir sind dennoch nicht zufrieden. Unser Anspruch ist ein anderer. Wir wollen Rennen und Titel gewinnen. Aber dafür braucht man nicht nur einen außergewöhnlichen Fahrer, sondern auch das schnellste Auto. Das haben wir derzeit nicht.
[–>Der Red Bull ist auch nicht der zweitschnellste Bolide.
Das kommt auf das Streckenprofil an. Wir hadern vor allem mit der Balance unseres Autos. Mercedes und Ferrari haben ebenfalls Probleme. Lediglich McLaren ist bei allen Bedingungen gut. Aber es sind erst fünf von 24 Grands Prix gefahren und wir stehen in den WM-Wertungen jeweils auf Platz drei. Es ist noch nichts verloren. Wir haben noch alle Chancen auf beide WM-Titel. Es wäre fatal, wenn wir aufgeben, nur, weil es aktuell nicht nach Plan läuft.
Sie sagten kürzlich, dass Sie sich „große Sorgen“ machen, dass Max Verstappen das Team verlassen könnte.
Das stimmt, aber die sind schon kleiner geworden. Max ist loyal und hat sich im Anschluss öffentlich zu Red Bull bekannt. Das passt zu dem, wie ich ihn aktuell erlebe. Er ist voll fokussiert auf seine Aufgabe hier. Deswegen glaube ich nicht, dass er auch nur einen Gedanken an einen Wechsel verschwendet. Im Gegenteil. Ich bin überzeugt davon, dass Max auch 2026 für Red Bull an den Start gehen wird.
Red Bulls Helmut Marko: „Sorgen um Verstappens Zukunft sind kleiner geworden“
Was stimmt Sie zuversichtlich?
Wir haben vor der Saison über die Erwartungshaltung für 2025 gesprochen. Alle – auch Max – waren sich einig, dass die Titelverteidigung natürlich das Ziel ist, aber wir nicht voraussetzen können, dass das klappt. Wir werden alles dafür tun, aber keiner kann erwarten, dass wir immer siegen. Wir müssen die maximal mögliche Anzahl an Punkten mitnehmen.
Aston Martin soll Verstappen laut Medienberichten mit einem Gehalt von 100 Millionen Euro pro Jahr locken.
Das habe ich auch gelesen. Aber ich glaube, dass das für den Max keine große Rolle spielt. Zum einen verdient er bei uns auch nicht so schlecht, zum anderen will er einfach nur gewinnen. Deswegen müssen wir ihm das schnellste Auto zur Verfügung stellen. Daran arbeiten wir. Wir werden bald Upgrades ans Auto bringen.
Droht der Absturz ins Mittelfeld, wenn die nicht funktionieren?
Daran denke ich nicht, weil ich zuversichtlich bin, dass sie wie geplant funktionieren. Wir haben unsere Problemzonen geortet und arbeiten an Lösungen.
Dr. Helmut Marko beim Grand Prix in Miami
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Eine Problemzone war zu Saisonbeginn Ihr zweiter Fahrer Liam Lawson. Sie ersetzten Ihn nach nur zwei Rennen durch Yuki Tsunoda, der im Tausch von Schwester-Team Racing Bulls kam. War das der richtige Schritt?
Ja.
Tsunoda konnte erst fünf Punkte einfahren.
Ja, aber er ist viel näher am Max dran als es Liam war. Und in seinem erst zweiten Rennen im Red Bull ist er in die Punkte gefahren. Das war eine Top-Leistung und der Beweis dafür, dass wir richtig gehandelt haben. Wann hatten wir das letzte Mal zwei Autos in den Punkten? Ich erinnere mich nicht.
Für den Fahrerwechsel wurden Sie und Teamchef Horner hart kritisiert, weil Lawson erst 23 Jahre alt ist. Der Vorwurf lautete, dass Sie einen jungen Fahrer einfach fallengelassen hätten.
Liam konnte dem Druck bei Red Bull nicht standhalten. Deswegen war es die richtige Entscheidung, das Cockpit anderweitig zu besetzen. Wir wissen schon, was wir tun. Aber wir haben Liam auch nicht fallengelassen. Er fährt noch immer in der Formel 1 und hat eines von 20 Cockpits weltweit. Denn wir haben ihn nicht rausgeschmissen, sondern bei den Racing Bulls platziert. Dort wurde er gut aufgenommen und zeigt auch wieder bessere Leistungen.
Dennoch ist es eine Degradierung im Vergleich zu Red Bull.
Die Karriere eines Fahrers muss deswegen aber nicht vorbei sein. Pierre Gasly musste auch von Red Bull zurück zum Junior-Team und ist heute ein gestandener Formel-1-Fahrer. Alexander Albon hat es bei uns auch nicht geschafft, musste den Umweg über die DTM nehmen und fährt jetzt für Williams. Zumal ich nicht sagen würde, dass wir aktuell von einer Degradierung sprechen können. Der Unterschied vom Racing Bulls zum Red Bull ist nicht so groß.
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