Am Dienstag gewannen die Bayern-Basketballer auch ihr zweites Spiel in der Play-off-Viertelfinalserie gegen den Syntainics MBC. Vor Start der Postseason hatte sich Trainer Gordon Herbert seine Stars zur Burst genommen. Dazu äußerte sich nun Weltmeister Andreas Obst.
SPORT BILD: Herr Obst, nach dem letzten Spiel der regulären Saison gegen Ludwigsburg (73:72) kritisierte Ihr Trainer Gordon Herbert das Team ungewohnt scharf als „erbärmlich, peinlich, zu soft“. Wenn er sich ein Eis kaufen würde, wäre das härter. Wie haben Sie als Spieler das aufgenommen?
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Andreas Obst (28): Wenn er das so sieht, ist das okay. Das muss er wissen. Wir sind aber mit Sicherheit nicht soft. Natürlich war es nicht unbedingt das Topspiel von uns. Aber mit dem vollen Spielplan, den wir vorher hatten, und der Rotation, in der wir drin waren, ist es nicht immer einfach, in so ein Spiel zu gehen. Doch am Ende haben wir trotz des hohen Rückstands noch gewonnen. Das sagt zumindest viel über unseren Charakter aus. Andere Teams hätten sich mit der Niederlage abgefunden und wären als Tabellenzweiter in die Play-offs gegangen. Wir aber haben uns den Heimvorteil gesichert.
Zum Play-off-Auftakt gegen den MBC gab es einen klaren 78:60-Sieg. Sind Sie mit einer anderen Einstellung ins Spiel gegangen?
Zum Play-off-Start geht man mit einer sehr hohen Motivation und einem anderen Mindset an die Sache heran. Das ist ganz normal. Zudem waren wir frischer, haben die Zeit gut genutzt und Energie aufgetankt. Wir waren zum Beispiel am Starnberger See, haben gegrillt und ein paar Teamchallenges gelöst.
Zum Beispiel?
Wir haben Flöße gebaut und sind gegeneinander Rennen gefahren.
Wer ist der beste Seefahrer im Team?
Der beste Bootskapitän ist eindeutig Onuralp Bitim.
Wie zufrieden sind Sie bislang mit der Saison?
Wir hatten einige Rückschläge, auch verletzungsbedingt. Aber wir haben alles weggesteckt und sind als Mannschaft eng zusammengerückt. Insofern bin ich zufrieden. Natürlich haben wir entscheidende Sachen liegen gelassen, sei es im Pokal (Halbfinal-Aus gegen den MBC; d. Red.) oder in der Euroleague (Platz 9, Viertelfinale verpasst). Die tun am Ende weh und verzerren das Gesamtbild. Aber wir haben unseren Fans viel Freude bereitet, der SAP Garden war immer ausverkauft, auch der BMW-Park größtenteils. Das ist ein schönes Feedback für das, was wir auf dem Feld zeigen. Gerade in der Euroleague hatten wir viele tolle Heimspiele.
Ihr persönliches Highlight war der Euroleague-Rekord mit elf verwandelten Dreiern gegen Barcelona. Haben Sie sich ein Andenken gesichert?
Ja, der Ball liegt bei mir zu Hause im Schrank.
In der BBL sind Sie immer der haushohe Favorit, können nur verlieren. Ist das manchmal eine undankbare Rolle?
Wir sind immer die Gejagten, als Topmannschaft und Titelverteidiger. Diese Rolle kennen wir. Es gibt mehr Leute im Land, die uns verlieren sehen wollen, als welche, die uns gewinnen sehen wollen. Aber das spornt uns nur noch mehr an.
Bayern-Präsident Herbert Hainer sagte in der SPORT BILD: Der Meistertitel ist Pflicht. Hat er recht?
Absolut. Bei Bayern ist der Titel immer Pflicht.
Bei den deutschen Spielanteilen liegt Bayern mit 60 Prozent weit vorn, vor Alba Berlin mit 37 und Ulm mit 34 Prozent. Wie stolz macht Sie das als Nationalspieler und Weltmeister, dass sie den deutschen Basketball fördern?
Sehr stolz. Wir haben lange gepredigt, wie wichtig die Spielzeiten für deutsche Spieler sind. Seit ein paar Jahren geben die BBL-Klubs den jungen deutschen Spielern mehr Vertrauen, lassen sie auch Fehler machen. Nur so wurden die Erfolge mit der Nationalmannschaft möglich. So sollte es weitergehen. Bevor man Spieler aus dem Ausland holt, die sich nicht so sehr mit dem Verein, der Liga und dem Land identifizieren, sollte man lieber Nachwuchs mit Qualität, der mehr Charakter reinbringt, eine Chance geben.
[–>Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic hört zum Jahresende auf. Wie groß war der Schock?
Das kam auch für uns Spieler unerwartet. Er hat diesen Verein mit großgezogen, er ist sein Baby. Wenn er jetzt eine Auszeit braucht, hat er sich diese mehr als verdient.
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