Mit Tränen in den Augen stand Paul Zipser (31) vor der Fankurve und ließ sich feiern. Zehn Punkte hatte er zum 74:70 seiner MLP Academics Heidelberg im zweiten BBL-Viertelfinalspiel gegen die Niners Chemnitz beigesteuert. Auf dieses Gefühl hatte Zipser lange warten müssen. „Das war mein bestes Spiel seit der OP“, sagt er.
[–>Im Juni 2021 wurde ein Hirntumor bei Zipser diagnostiziert. Er lag am Hirnstamm, wo alle Informationen zusammenfließen, was die Operation besonders heikel machte. Zudem hatte der Tumor eine Blutung verursacht, die auf die umliegenden Hirnareale drückte. Der ehemalige NBA-Profi der Chicago Bulls (98 Spiele von 2016 bis 2018) entrann dem Tod, musste als Sportler aber wieder bei null anfangen.
„Anfangs konnte ich nur an Krücken gehen und musste das Laufen neu lernen“, sagt Zipser. An Dribbeln und Werfen war zunächst nicht mal ansatzweise zu denken. „In der Reha kam ab und zu der Gedanke, alles hinzuschmeißen und mit dem Basketball aufzuhören“, sagt er. „Dann habe ich aber doch weitergekämpft.“
Vertrag läuft aus: Was Ex-NBA-Star Zipser über das Aufhören denkt
Neun Monate nach der OP feierte Zipser für Bayern München sein Comeback. Doch er tat sich schwer, was angesichts der überstandenen Erkrankung ganz natürlich war. 2023 wechselte er zu seinem Heimatklub Heidelberg, kam aber auch dort kaum zu Spielzeit. In der Saison 2023/24 machte er in 14 Minuten 3,4 Punkte im Schnitt, 2024/25 in neun Minuten 2,1.
Doch seit einigen Wochen geht es aufwärts. „Ich fühle mich in der letzten Zeit immer besser“, sagt Zipser. „Ich sehe räumlich besser und habe ein ganz anderes Gefühl zum Spiel, die Koordination klappt besser. Vor der OP sagten mir die Ärzte, dass es einige Jahre dauern kann, bis ich solche Fortschritte mache. Das ist jetzt eingetreten. Es ist ein super Gefühl, dem Team mehr und mehr helfen zu können. Gerade jetzt in der heißen Play-off-Phase.“
Gleich zu Beginn des Spiels gegen Chemnitz sprang Zipser aus dem Dribbling heraus hoch und verwandelte den Halbdistanzwurf – ein Bewegungsablauf, den er in den vergangenen Jahren so nicht hinbekommen hatte. „Das hat sich supergeil angefühlt, alles war wie vor der OP. Dieses Gefühl hatte ich jahrelang nicht“, sagt er. Alle fünf Zwei-Punkte-Würfe von Zipser landeten in dem Spiel im Korb. Dazu kam er auf vier Rebounds und drei Assists.
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„Nach dem Spiel habe ich viele Nachrichten aus ganz Deutschland bekommen, alle haben sich mit mir gefreut“, sagt Zipser.
Im Sommer endet Zipsers Vertrag in Heidelberg. Eines ist ihm in den vergangenen Tagen aber klar geworden: „Es fühlt sich gerade so an, als wäre meine Karriere noch nicht zu Ende. Ich bin 31 Jahre alt – das ist noch kein Alter zum Aufhören.“
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