Machtmissbrauch, emotionale und sexualisierte Gewalt: Die Vorwürfe, die gegen Handball-Trainer André Fuhr (54) erhobenen Vorwürfe wogen schwer. Doch nun ist der einstige Coach des Frauen-Bundesligisten Borussia Dortmund rehabilitiert – durch den Deutschen Handballbund (DHB).
Der Abschluss erfolgte in einem heute geschlossenen Vergleich bei einem freiwilligen Mediations-Verfahren am Oberlandesgericht Hamm.
Wie geht das denn?: DIESES Tor zählt doppelt!
Demnach darf Fuhr mit Erlaubnis des DHB wieder als Cheftrainer im Handball arbeiten. Einzige Auflage: Der Meistertrainer von 2021 muss zeitnah eine Weiterbildung zum Thema Kommunikation/Motivation/Gruppendynamik absolvieren.
Fuhr zu SPORT BILD: „Ich halte die gefundene Einigung für ein annehmbares Ergebnis, das endlich alle Verfahren abschließt und mich nach vorne schauen lässt. Ich möchte meine Tätigkeit als Handball-Trainer nun fortsetzen und werde dabei sicher von den gemachten Erfahrungen, so schwierig sie auch für mich waren, profitieren.“
Ehemalige Spielerinnen, vor allem die Dortmunderinnen Mia Zschocke und Amelie Berger, hatten Fuhr psychische Gewalt und Machtmissbrauch vorgeworfen. Der BVB und der DHB beendeten im Oktober 2022 die Zusammenarbeit mit dem Trainer, der seitdem arbeitslos ist.
DHB-Präsident Andreas Michelmann (65) erklärt: „Wir halten die gefundene Einigung für ein ausgewogenes Ergebnis, mit dem wir die Prävention von Gewalt jeglicher Form im Handballsport auf der Basis der Arbeit der Kommission weiterentwickeln werden.“
In dem vier Punkte umfassenden Vergleich heißt es:
1. Soweit Herr Fuhr durch sein Verhalten die Gefühle von betroffenen Spielerinnen verletzt hat, bedauert er das. Es tut ihm leid. Herr Fuhr wird sein zukünftiges Wirken als Trainer an den zurückliegenden Erfahrungen ausrichten.
[–>2. Der DHB erteilt Herrn Fuhr die Auflage, eine Weiterbildung zum Thema Kommunikation/Motivation/Gruppendynamik baldmöglichst zu absolvieren. Herr Fuhr wird dem DHB den Nachweis der Teilnahme vorlegen.
Danach wird der DHB das Verfahren nach der Trainerordnung gegen Herrn Fuhr endgültig einstellen. Der DHB erkennt dabei an, dass Herr Fuhr nach Bekanntwerden der Vorwürfe bereits staatlich geprüfte und zugelassene Fernstudiengänge und Weiterbildungen in den Bereichen „Sportmentaltrainer“, „Richtige Kommunikation für Trainer, Berater und Coaches“ und „Einführung in das Coaching“ erfolgreich absolviert hat.
Die Einstellung des Verfahrens nach der Trainerordnung geschieht auch wegen des langen Zeitablaufs nach Bekanntwerden der gegen Herrn Fuhr erhobenen Vorwürfe. Die hierdurch hervorgerufene Auswirkung, die Tätigkeit als Cheftrainer praktisch nicht mehr ausüben zu können, überschreitet mittlerweile die längste Sperrstrafe der DHB-Trainerordnung.
Strafrechtlich relevantes Verhalten des Herrn Fuhr liegt nach gemeinsamer Auffassung des DHB und des Herrn Fuhr nicht vor.
3. Einer Fortsetzung der Trainertätigkeit steht nach der Einstellung des Verfahrens nach der Trainerordnung gemäß den DHB-Regularien aus Sicht des DHB nichts mehr im Wege.
4. Die „Kommission zur Aufarbeitung und Prävention von Gewalt“ kann losgelöst von den Vorwürfen gegen Herrn Fuhr ihre Arbeit fortsetzen. Die Besetzung der Kommission kann unverändert bleiben. Die Auswahl der Mitglieder erfolgte wegen deren Expertise im Bereich interpersonaler Gewalt und nicht angesichts von Tätigkeitsschwerpunkten in öffentlich genannten Bereichen sexualisierter Gewalt. Die Kommission soll dabei zukunftsgerichtet Beiträge leisten, strukturelle interpersonale Gewalt im Handballsport zu vermeiden und Wege der Prävention aufzeigen.
Die Kommission kann den Auftrag zur Abschlussberichterstattung an den DHB-Vorstand weiterverfolgen. Die Veröffentlichung von Inhalten des Kommissionsberichts erfolgt ausschließlich durch den DHB selbst und in abstrakt-genereller Form, ohne individuelle Bezüge auf Herrn Fuhr oder andere Personen und ohne Bezugnahme auf angebliches konkretes Fehlverhalten.
This news was originally published on this post .
Be the first to leave a comment