Wer Sport1 einschaltet, sieht immer seltener Sport. In den vier Wochen seit dem 3. März sind nur 16 Prozent des Programms Sport – mit dem Talk Doppelpass, Bundesliga-Highlights, Top-Spielen der 2. Liga, Frauen-Bundesliga, Darts und Volleyball.
Der große Rest besteht aus Reality-TV-Shows Exatlon, MasterChef und My Style Rocks mit Harald Glööckler (59), Dokutainment wie „Pawn Stars“ und Comedy-Konserven wie Hausmeister Krause. An 13 von 28 Tagen gab es gar keinen Sport!
Geschäftsführer Matthias Reichert ordnet ein: „Bevor der Wandel im Programm vollzogen war, bestanden von 24 Stunden 15 aus Teleshopping und Erotik. Den verträumten Blick zurück, dass früher alles Sport war, müssen wir etwas geraderücken. Vom Rest waren im Schnitt unter der Woche circa drei Stunden Sport.“
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Heute seien von 24 Stunden 21 mit Programm gefüllt, viel davon selbstproduzierter Content. Es gibt nur drei Stunden Teleshopping (4 bis 7 Uhr), Erotik ist gestrichen. Man wolle neue Zielgruppen erreichen. „Im TV hat sich die Ausrichtung von Sport1 zur Kombination von Sport und Entertainment verändert“, sagt Reichert. „Wir wollen das Angebot verbreitern und die Zielgruppen erweitern – um jüngere Menschen, Frauen und Familien.“ Der Frauen-Anteil sei bereits von 22 auf 31 Prozent gestiegen.
[–>„Die Umstellung mit Formaten wie My Style Rocks ist sicher ein sehr deutlicher, aber mit Blick auf unsere Strategie mit Entertainment und Sport ein konsequenter Schritt“, weiß Reichert. „Aber im digitalen Bereich funktioniert dieser neue Fit bereits. Das bestärkt uns darin, diesen Weg weiterzugehen. Gerade lief die Datingshow Power of Love an. Wir sind aktuell in einem experimentellen Bereich unterwegs. Der Sender befindet sich in einer Transformation.“
Die „My Style Rocks“-Crew: Sandra Bauknecht, Andreas Wendt, Gülcan Kamps, Larissa Marolt und Harald Glööckler (v. l.)
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Welche Rolle spielt da der Sport? „Unsere Strategie sieht so aus: Wir brauchen ein Leuchtturm-Recht“, erklärt Reichert. „Dazu suchen wir Rechte, die wirtschaftlich tragbar sind und Entwicklungspotenzial haben.“
Dieser Leuchtturm bleibt der Doppelpass. Daher gab man alles, um die Bundesliga-Rechte für den Sonntagvormittag zu behalten. „Wir sind stolz, dass wir damit nächste Saison 30 Jahre Doppelpass feiern dürfen“, sagt Reichert. „Wir haben durch unser Flaggschiff dieses Rechtepaket für die DFL erst möglich gemacht. Mit dem Doppelpass sind wir Marktführer am Sonntagmorgen den Quoten und Meinungsführer bei den Themen.“ Durch Verbreitungskanäle wie App, Podcasts und Social Media erreicht der Doppelpass 400 Millionen Kontakte pro Saison. Andere Rechte wie das Topspiel der 2. Liga gehen ab Sommer an RTL.
Die Darts-Rechte hält Sport1 noch bis Januar 2027. Bei der WM 2025 schauten 2,19 Millionen das Finale. Dadurch gibt es Interesse von Sendern wie RTL und ProSieben. „Wenn man Erfolg mit einem Recht hat, ist es dann am Ende der Rechteperiode teurer geworden – ein typischer Pyrrhussieg“, sagt Reichert. „Wir wissen, dass solche Quoten Begehrlichkeiten im Markt wecken. Aber der Lizenzpartner und die PDC wissen auch, was sie an uns haben. Wir können die Themen in großer Breite und Tiefe abbilden, mehr als die anderen.“
Um die neuen Reality-Formate zu promoten, wurden Erfolgsshows wie der „Fantalk“ zur Champions League aus dem Programm genommen. „Hier ist es durchaus möglich, dass dieser in Zukunft zurückkehrt, das werden wir vor der nächsten Saison analysieren“, sagt Reichert.
Für die Zukunft wird eine Namensänderung für den Entertainment-Bereich geprüft: Dann würden nur die Sport-Übertragungen weiter unter der Marke „Sport1“ laufen – vergleichbar mit „ran“ bei ProSieben/Sat.1. „Mit Blickrichtung der kommenden Wochen werden wir hier Entscheidungen fällen“, sagt Reichert. „Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass wir mit dem Entertainment-Bereich entsprechende Anpassungen im Namen vornehmen werden.“
Im Internet startet jetzt neben Sport1.de für den Sport und zusätzlich die neue TV-Plattform für den Entertainment-Bereich mit dem Namen show1.tv (www.show1.tv) – eine eigene App folgt. Dort gibt es die Entertainment-Formate live und auf Abruf. „Damit zielen wir auch auf eine jüngere Zielgruppe ab, die digital unterwegs ist“, sagt Reichert. „Bei einer Sendung wie My Style Rocks erreichen wir über YouTube und die weiteren Social Kanäle des Formats zwischen 200.000 und 300.000 Abrufe pro Episode. Da bauen wir eine Community auf.“
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