Wieder nichts. Auch im 37. Anlauf verpasste Alexander Zverev (28) den Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier. Im Viertelfinale der French Open – seinem Lieblings-Turnier – unterlag er Novak Djokovic (38) 6:4, 3:6, 2:6, 4:6. Zverev droht der Unvollendete zu bleiben. Daran ändern auch sein Olympiasieg 2021 und die WM-Titel 2018 und 2021 nichts. Die Währung im Tennis sind Grand-Slam-Titel.
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Zverevs Scheitern ist unnötig, sagt Mentaltrainer Markus Hornig (60), der u. a. die deutsche Frauenfußball-Nationalelf beim Olympiasieg 2016 betreute und von 2016 bis 2021 Daniel Altmaier (26) coachte. „Zverev bringt spielerisch alles mit, um ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Und er ist ein Trainingstier – allerdings vergisst er dabei, sein wichtigstes Körperteil zu trainieren – den Kopf“, sagt Hornig.
Das Spiel gegen Djokovic sei bezeichnend gewesen. Der Sportpsychologe: „Djokovic kassiert ein Break und verliert den ersten Satz, bleibt aber ruhig und beginnt das Match aufs Neue. Zverev dagegen kassiert im zweiten Satz ein Break und erholt sich davon nicht mehr. Er wirkt resigniert, verfällt in einen Erstarrungsmodus und ergibt sich in seine Hilflosigkeit und Ohnmacht. Genau das ist der Unterschied zu den wirklich großen Champions. Die gewinnen die großen Matches vor allem im Kopf.“
[–>Djokovic, mit 24 Grand-Slam-Titeln erfolgreichster Tennisprofi aller Zeiten, ist für Hornig das beste Beispiel: „Er hat sein Gehirn trainiert, auf Negativität und Ärger angemessen zu reagieren. Auch in schwierigen Situationen ist er stets in der Lage, seine Gedanken zu kontrollieren anstatt, wie augenscheinlich bei Zverev, von seinen Gedanken kontrolliert zu werden. Nicht umsonst war Djokovic eng befreundet mit dem verunglückten Basketball-Superstar Kobe Bryant († 41), der die Geheimnisse zur Entwicklung mentaler Stärke in seinem Bestseller ,Black-Mamba-Mentalität‘ veröffentlichte. Zverev dagegen unterschätzt die Wirkung des mentalen Trainings und verzichtet darauf. Dabei täte es ihm gut, seinen Horizont zu erweitern.“
Auch in seinem Umfeld bräuchte Zverev neue Impulse, findet Hornig: „Er hatte ja schon namhafte Trainer mit Ferrero, Lendl, Ferrer und Bruguera. Doch alle sind frustriert von dannen gezogen. Zverev scheint in gewisser Weise beratungsresistent zu sein.“ Seit der Trennung von dem zweimaligen French-Open-Sieger Bruguera vor zwei Jahren ist wieder Vater Alexander (65) sein alleiniger Coach.
Auffallend ist, dass Zverev nach Niederlagen oft nach Ausreden sucht. Mal waren die Bälle zu groß wie nach dem Viertelfinal-Aus beim Masters in Rom, mal war es zu kalt wie gegen Djokovic in Paris. Hornig: „Zverev zeigt zu wenig konstruktive Selbstkritik. Auch nach dem verlorenen Australian-Open-Finale nur zu sagen, der andere war besser, hilft nicht weiter. Das wirkt nicht reflektiert, sondern eher kindlich.“
Und ist vor allem: nicht erfolgreich.
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