„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von SPORT BILD-Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet den FC Bayern seit Jahrzehnten.
Lieber Michael Olise,
niemand gibt der Bundesliga größere Rätsel auf als Du. Weil Du nicht zu entschlüsseln bist. Niemand weiß so recht, ob Du von rechts kommend, nun außen an den Gegnern vorbeiziehst, um dann wie gegen Hoffenheim einen zauberhaften Ball durchzustecken wie den auf Joshua Kimmich vor dem 3:0. Oder ob Du lieber eine Linkskurve nach bester Arjen-Robben-Art einschlägst, um dann mit dem unheimlich starken linken Fuß abzuschließen und den Kopf von Harry Kane dabei als Bande zu benützen wie vor dem Führungstor zum 1:0 gegen Mönchengladbach.
[–>Doch dieses Ding wie zur Führung gegen Hoffenheims Nationaltorwart Oliver Baumann – das ist ja die Frechheit überhaupt, den Ball ohne die Miene zu verziehen, versunken in Gedanken hinzulegen, weil das sowieso nichts werden kann. Und ihn dann so verboten scharf anzuschneiden, dass er neben dem rechten Pfosten ein Nadelöhr findet zum 1:0. So als wärst Du der legitime Nachfolger von Günter Netzer.
Ich will nicht anmaßend sein, lieber Michael. Doch ich glaube, dass ich Dein Geheimnis entschlüsselt habe. Du schläferst die Gegner einfach ein, weil sie Dich nicht sehen können. Günter Netzer hat früher vor seinen Freistößen bei Mönchengladbach und Real Madrid die langen Haare über die Augen fallen lassen. Bei Dir sind es vielleicht die Zöpfchen, die einen natürlichen Schleier bilden. Und ein angeborenes Pokerface …
Pikant an Dir ist, dass Du ausgerechnet mit Jamal Musiala einen großen Fan in der Mannschaft hast. Und das schon seit vielen Jahren. Ihr beide (Musiala 22, Olise 23) habt 2014 zusammen in der Jugend des FC Chelsea gespielt. Als Max Eberl und Steffen Freund, die beiden verantwortlichen Kader-Schmiede des FC Bayern, 2024 vor der Frage standen, ob dieser Olise wirklich 53 Millionen Euro Ablöse kosten darf, bekamen sie Zustimmung eben auch vom bestens vernetzten Musiala. Und – noch pikanter – von Oliver Glasner. Der österreichische Landsmann von Freund ist bekanntlich Trainer von Crystal Palace. Jenem Londoner Vorortverein, der am vergangenen Wochenende mit dem FA-Cup den ersten Titel seiner Geschichte holte. Angeleitet von jenem Glasner, der schon Eintracht Frankfurt aus dem Dornröschenschlaf weckte und der heiß gehandelt auf der Trainer-Liste der Bayern stand, ehe dann vor einem Jahr Vincent Kompany Nachfolger von Thomas Tuchel wurde.
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Da bietet die Zukunft noch genügend Spielraum für köstliche Geschichten an. Wobei eine fast zu viel des guten Fußballs wäre. Wenn ein Duo Wurziala – also Florian Wirtz zusammen mit Musiala in einer Bayern-Elf zusammen mit Dir, lieber Michael Olise stünde. Ein Trio, auf das der Name Wurzialise passen würde. Nicht auszuhalten so viel guter Fußball auf einem Fleck. Oder wäre Bayern über viele Jahre unschlagbar?
Schade nur, dass es Euch niemals zusammen für Deutschland geben kann. Da Du, in London als Sohn einer algerisch-französischen Mutter und eines nigerianischen Vaters geboren, Dich für Frankreich (schon sechs Länderspiele plus in Paris die olympische Silbermedaille) entschieden hast. Schade irgendwie.
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