SPORT BILD: Herr Märtens, mit Ihrem Weltrekord über die 400 Meter Freistil schwammen Sie in Stockholm in 3:39,96 Minuten in eine andere Dimension. Welcher Glückwunsch hat Sie besonders gefreut?
Lukas Märtens (23): Schwimm-Legende Ian Thorpe hat mir geschrieben, dass er mich gern einmal persönlich kennenlernen würde. Das ist schon eine Ehre und macht mich natürlich auch stolz. Auch Adam Peaty ist mir bei Instagram gefolgt und hat geschrieben. Das freut mich natürlich und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
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Es gibt ein Foto von Ihnen als Kind mit dem bisherigen Weltrekordhalter Paul Biedermann. Wie kam es zu dem Treffen damals?
Es war im Rahmen eines Wettkampfes in seiner Heimat Halle. Ich habe mich damals gar nicht getraut, ihn anzusprechen. Der Respekt vor Paul war einfach riesig. Er war immer ein Vorbild von mir. Das Ansprechen übernahm damals meine Mutter. Heute bin ich froh, dass das Foto entstanden ist und finde es richtig schön, dass der Weltrekord in Sachsen-Anhalt bleibt.
[–>Stichwort Kindheit: Wie lief bei Ihnen eigentlich die Seepferdchen-Prüfung?
Ich habe das Seepferdchen tatsächlich beim ersten Mal nicht geschafft. Es war kein Selbstläufer. Das Brustschwimmen lag mir nicht so, und ich hatte Respekt davor, allein zu schwimmen, hielt mich immer nah am Beckenrand auf. Schwimmen ist aber einfach eine lebenswichtige Fähigkeit. Daher wünsche ich mir, dass alle Kinder in Deutschland die Möglichkeit haben, richtig schwimmen zu lernen. Dass es bei mir einmal so weit reicht, hätte ich nie gedacht. Brustschwimmen ist heute immer noch nicht so meins (lacht).
Sie waren sieben, als Biedermann den Weltrekord 2009 aufgestellt hat. Haben Sie das damals schon verfolgt?
Ich habe es nicht live gesehen und es erst später mitbekommen. Ich habe mir über die Jahre die Videos von Paul sehr oft angeschaut. Michael Phelps war auch in diesen Rennen. Da kann man viel mitnehmen.
Der Australier Ian Thorpe (42) ist fünfmaliger Olympiasieger
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Gucken Sie sich Ihre Rennen von Olympia und jetzt Stockholm auch an?
Ich schaue sie mir auf YouTube an und habe sie mir auch auf dem Handy gespeichert. Paris habe ich öfter geschaut, Stockholm inzwischen zwei-, dreimal – auch, um die Unterschiede zu erkennen. Ich bin beim Weltrekord schneller angegangen. Außerdem sah die Technik kraftvoller aus, dynamischer und leichter. Man hat einen Fortschritt im Vergleich zu Olympia gesehen. Ich bin auf einem guten Weg und in einem Alter, wo ich noch einiges vorhabe.
Radfahrer rasieren sich die Beine, machen Sie als Schwimmer etwas mit Ihren Fingernägeln?
Die Fingernägel lässt man als Schwimmer etwas länger, um ein kleines bisschen mehr Grip im Wasser zu haben. Wenn’s um Hundertstel geht, kann jedes Detail entscheiden.
Viele tragen zwei Badekappen. Sie auch?
Ich trage nur eine. Bei zwei würde mir der Kopf platzen (lacht).
2025 steht die WM an. Was haben Sie sich vorgenommen?
Ich habe über die 400 Meter bei jeder WM bisher eine Medaille geholt. Das ist schon ein gewisser Druck, aber genau das macht den Reiz im Leistungssport aus. Ich ruhe mich nach dem Weltrekord nicht aus, sondern trainiere weiter konsequent, damit ich körperlich und mental in einer guten Verfassung für die WM bin. WM-Gold fehlt mir noch. Ich habe noch einiges vor – und Erfolge zu wiederholen ist auch nicht das Schlechteste.
Die WM lief in den vergangenen Jahren nicht im Fernsehen, manchmal sogar nicht einmal im Stream. Was ist Ihr Wunsch für die WM 2025 und die Zukunft?
Es ist aus meiner Sicht schwer nachzuvollziehen, dass unsere WM-Rennen zuletzt weder im Fernsehen noch im Stream zu sehen waren. Schwimmen ist eine olympische Kernsportart. Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sich im deutschen Schwimmsport etwas tut und die Erfolge mehr werden. Genau deshalb wäre es wichtig, diese positive Entwicklung auch medial zu begleiten. Ich bin selbst Fußballfan, aber ich finde, auch andere Sportarten verdienen ihre Bühne. In anderen Ländern ist Schwimmen deutlich sichtbarer. Wir geben im Wasser unser Bestes – und da wünsche ich mir, dass dieser Einsatz auch stärker in der Öffentlichkeit und in den Medien wahrgenommen und honoriert wird.
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