Freiburg-Star Vincenzo Grifo (32) über das „Endspiel“ gegen Frankfurt, seinen Job als Kabinen-DJ und die größte Stärke des SC.
SPORT BILD: Herr Grifo, was ist der größte Unterschied zwischen Ihrem Ex-Trainer Christian Streich (59) und dessen Nachfolger Julian Schuster (40)?
Grifo: Eigentlich nur das Alter.
Wie meinen Sie das?
In Julian steckt ganz viel Christian Streich. Er hat ja jahrelang unter ihm gespielt und viele positive Eigenschaften mitgenommen. Ich muss aber sagen, dass Streich noch deutlich emotionaler und impulsiver war. Julian hat da eher einen ruhigeren, dafür sehr klaren Ton.
Unter Streich hat der SC in zwölf Jahren dreimal die Europa League erreicht. Unter Schuster können Sie am Samstag erstmals die Champions League erreichen. Was hat er im Alltag geändert?
Nichts Weltbewegendes. Hier und da hat er im Training Spielformen angepasst. Der große Unterschied ist aber, dass wir diese Saison richtig gut marschieren. Wir sind extrem fit. Das wollten wir den anderen unbedingt voraushaben, und das ist jetzt auch unser großer Vorteil. Als sich Union Berlin 2023 für die Champions League qualifiziert hat, kamen sie auch über die Intensität. Das ist jetzt auch bei uns ausschlaggebend. Wenn auf dem Platz alle fit sind, kannst du das Maximale erreichen.
[–>Gegen Frankfurt wird es ein Endspiel um die Königsklasse. Wer siegt, ist drin. Was für eine Partie erwarten Sie?
Eine hitzige! Wie immer gegen Frankfurt. Für uns geht es um alles. International sind wir schon, aber natürlich wollen wir uns mit der Champions League krönen.
Wäre die Qualifikation der größte Erfolg Ihrer Karriere?
Auf jeden Fall. Ich durfte mit Hoffenheim ja schon mal reinschnuppern (insgesamt fünf Minuten Spielzeit; d. Red.). Das war aber nicht so emotional, wie es mit meinem Herzensverein Freiburg wäre. Das Spiel gegen Frankfurt wird eines der wichtigsten meiner Karriere.
Unter Streich gab es in Freiburg ein Handyverbot in der Kabine und beim Essen. Geht Schuster damit etwas lockerer um?
Nein. Auch unter Julian gibt es ein allgemeines Handyverbot.
Das ist ja wie früher in der Schule …
Na ja, ich finde das gar nicht so schlecht. Es geht halt darum, dass du die Leute neben dir kennenlernst und dich mit ihnen auch über private Dinge und Familie unterhältst. Wenn du immer am Handy hängst, kommst du nicht dazu. Weißt du mehr über eine Person, bist du auch eher bereit, noch mehr für den anderen zu laufen. Das können am Ende entscheidende Prozente sein.
Das gab es noch nie!: Fußball-Flitzer knackt 40 km/h-Marke
Vermissen Sie Streich eigentlich?
Ja, schon. Ich hatte tolle Jahre mit ihm. Er hat mich zu dem Spieler geformt, der ich heute bin. Er ist eine Art zweiter Vater für mich.
Hatten Sie zuletzt noch mal Kontakt?
Vor rund zwei Monaten habe ich das letzte Mal mit ihm telefoniert. Da ging es allerdings weniger um Fußball. Stattdessen haben wir über ihn und seine Familie geredet. Natürlich hat er auch gefragt, wie es mir persönlich geht. Das war sehr schön. Wir wollten auch mal in Freiburg einen Kaffee zusammen trinken gehen. Das hat aber bislang noch nicht funktioniert. Im letzten Oktober bin ich ihm auch bei der Mitgliederversammlung begegnet. Er sah sehr entspannt und gut aus. Der sitzt ja auch immer auf dem Fahrrad und bewegt sich viel.
Hat Streich Sie in Ihrem Telefonat für Ihre starke Saison gelobt?
Nein. Er hat mich insgesamt fast nie gelobt. So hat er mich mehr oder weniger zu Höchstleistungen getriezt.
Aktuell stehen Sie in der Bundesliga bei acht Toren und elf Vorlagen in 33 Partien. Spielen Sie die beste Saison Ihres Lebens?
2022/23 habe ich mal 15 Tore in einer Saison gemacht und fünf Vorlagen gegeben. Da komme ich wahrscheinlich nicht mehr ran. Ich würde also sagen, dass es die zweitbeste Saison meines Lebens ist.
Und das so spät in Ihrer Karriere.
Ich fühle mich einfach fit. Ich habe zuletzt noch mal ein paar Sachen geändert, mache zum Beispiel mehr Extraschichten im Gym. Dazu spüre ich das maximale Vertrauen vom Trainer. Dadurch spiele ich auch noch mal befreiter. Außerdem bin ich nach wie vor sehr, sehr hungrig auf mehr Erfolg.
Sie sind seit vielen Jahren Freiburgs Kabinen-DJ. Sind Sie auf diesem Posten unumstritten?
Nicht ganz. Es wird zum Beispiel immer wieder kritisiert, dass ich keine Schlager spiele. Dafür bin ich aber nicht der Typ (lacht). Stattdessen gibt es bei mir viel Hip-Hop, Deutsch-Rap, Amapiano oder RnB. Manchmal gibt es auch ein bisschen Ibiza-Musik. Das werde ich mir auch am Samstag auf dem Weg zum Stadion anhören.
Welcher Song läuft, wenn Freiburg die Königsklasse erreichen sollte?
Dann lege ich die Champions-League-Hymne auf – das würde doch gut passen …
This news was originally published on this post .
Be the first to leave a comment