„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von SPORT BILD-Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet den FC Bayern seit Jahrzehnten.
Liebe Bayern-Fans, liebe Bundesliga-Fans,
zuerst die gute Nachricht: Es ist kein Jammer, dass in München das „Finale dahoam“ vom französischen und vom italienischen Meister bestritten wurde. Und es ist auch kein Jammer, dass Bayern im Viertelfinale gegen Inter Mailand ausgeschieden ist. Bayern war in beiden Spielen die bessere Mannschaft. Und jede Wette: Bayern hätte das Finale gegen Paris niemals 0:5 verloren. Schade, dass sich das nicht beweisen lässt. Die Faktenlage spricht voll für meine These.
Da waren sich auch Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Jan-Christian Dreesen, Max Eberl und Christoph Freund, die ranghöchsten Bayern nach Präsident Herbert Heiner einig. Wenige Tage, nachdem sie eine schmerzhafte Niederlage hatten einstecken müssen.
[–>Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte von einem Geheimtreffen mit Florian Wirtz in München berichtet, das von großem Selbstbewusstsein zeugt, da es am Tage stattfand, als sich die Bayern-Spieler auf dem Marienplatz für die 34. Deutsche Meisterschaft feiern ließen. Trainer Vincent Kompany hatte sich mit Wirtz auf ein Hotelzimmer zurückgezogen, um dem heiß begehrten Spielmacher von Bayer Leverkusen zu erklären, wie er zusammen mit Jamal Musiala das neue Bayern-Spiel mit zwei Zehnern plant. Es war bitter, auch wenn sie es schon ahnten, die vom Erfolg Verwöhnten, dass Wirtz den FC Liverpool vorziehen würde. Der FC Bayern schien nicht mehr erste Wahl. Ein harter Fall.
Doch bei genauerer Analyse, wie toll denn nun die englische Premier League sei, lässt sich nicht übersehen, dass Paris auf dem Weg zum Champions-League-Sieg Arsenal London, Liverpool, Aston Villa und Manchester City aus dem Wege geräumt hatte. Also die Visitenkarte der angeblich stärksten Liga der Welt. Vielleicht ist sie es ja auch manchmal. Die Betonung liegt auf manchmal und vielleicht. Die Bundesliga jedenfalls braucht sich nicht zu verstecken. Manchmal ist Freiburg gegen Heidenheim mehr als Manchester United gegen Wolverhampton. Ligen, die von den Spielern des Geldes wegen bevorzugt werden, neigen zur Bequemlichkeit, zu Stagnation, die Spieler werden träge.
„Panik, Verzweiflung“: Was im TV nur schwer zu sehen war
Die Bayern-Verantwortlichen lachten jedenfalls auffallend oft auf der Tribüne der Allianz-Arena – also ihrem Stadion, das sie mit Franz Beckenbauers tüchtiger Hilfe in das trübe Münchner Viertel Fröttmaning hingestellt hatten als eines der leuchtendsten Stadien der Welt (nicht umsonst findet dort am Mittwoch das Nations-League-Halbfinale Portugal gegen Deutschland statt und am Sonntag des Finale) – sie lachten also vor allem, weil ihnen einer zugerufen hatte: „Wisst Ihr eigentlich, wer die einzige Mannschaft ist, die in dieser Saison in der Champions League die Pariser geschlagen hat? Der FC Bayern.“ Und dann sang er laut drauflos: „Der FC Bayern wird niemals untergeh’n“.
Was da am 26. November 2024 gegen Paris ablief, war mehr als deutlich: 18:11 Schüsse, 7:3 Torschüsse, 58:43 % Ballbesitz, 84:79 Pass-Sicherheit, 576:419 Pässe – alles für Bayern, obwohl St. Germain schon geprägt war vom spanischen Ballbesitz-Weiterentwickler Luis Enrique. Das Tor zum 1:0 köpfte Innenverteidiger Kim. Rechts und links spielten die Parade-Verteidiger Laimer und Davies, auf der Doppel-Sechs Kimmich und Goretzka, vorne Musiala und Kane – ich weiß nicht, ob das mit Wirtz besser gelaufen wäre, obwohl der jede Mannschaft und auch seine Mitspieler besser machen kann.
[–>Die Bayern dürfen also ruhig guter Laune sein. Mit Leverkusens Jonathan Tah (29) kommt nicht nur ein Abwehr-Verbesserer, sondern auch ein in sich ruhender, beständiger Mann, der auch einem Wirtz gutgetan hätte. Auf den Flügeln wird sich im Transfergeschäft – wenn auch nicht allzu viel – etwas tun. Wichtig ist, dass Alphonso Davies und Dayot Upamecano wieder gesund werden, Min-jae Kim und Hiroki Ito natürlich auch – und dass bei Jamal Musiala ein böser Weisheitszahn nicht die Muskulatur in den Beinen anknabbert wie ein Marder die Bremskabel. Manuel Neuer soll sich ja beim Jubeln nicht zurückhalten müssen. Obwohl? Wenn dann immer ein Muskelfaserriss droht? Wie wär’s ganz einfach mit Magnesium? Und bei Musiala ein Zahnarzt, der mutig im Reißen ist?
Ich freue mich jetzt schon in der neuen Saison auf ein Vorrundenspiel in Liverpool. Was für eine heiße Nummer für Musiala und Wirtz, bekannt als Wurziala. Da brauchen sich die Bayern-Bosse also gar nicht mehr groß grämen nach ihrer Niederlage gegen das Wunderkind Wirtz.
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