Autofahrer kennen das.
Road Rage – die Wut im Straßenverkehr, die manchmal einfach rausmuss. Den Formel-1-Piloten geht es nicht anders.
Doch während Fahrer im Stadtverkehr ins Lenkrad beißen oder anderen Verkehrsteilnehmern den Mittelfinger zeigen, lassen die Profis ihren Frust am Boxen-Funk raus.
Da geht es um Reifen, die zu schnell verschleißen. Um die Motorleistung, die nicht den Erwartungen entspricht. Und manchmal schwärzen die Fahrer auch stumpf ihre Konkurrenten an, fordern via Funk eine Strafe für (vermeintliche) Vergehen.
Aber wer ist der König der Motzer? SPORT BILD hat den Funkverkehr der ersten zehn Rennen dieser Saison angehört. Und verteilt Blitze – von 0 (Harmonie pur) bis 6 (Zoff!).
[–>Oscar Piastri (24/McLaren):
Der WM-Führende gehört zu den ruhigeren Fahrern. Dass ihm mal ein „Er muss mir den Weg freimachen“ rausrutscht wie gegen Lance Stroll (26) in Saudi-Arabien, ist eher selten.
Im selben Rennen beschwerte er sich über ein rotes Licht, das von einem Balkon blinkte: „Das sieht aus wie eine rote Flagge. Das nervt!“
1 Blitz
Lando Norris (25/McLaren):
Der WM-Zweite lässt sich nur selten aus der Ruhe bringen. In Miami war es nach einem Fast-Crash mit Max Verstappen (27) so weit: „Er hat mich abgedrängt! Was soll ich denn machen? Einfach in die Wand fahren? Dann bin ich in der Wand, bin verdammt nochmal über den Zaun. Ich muss zurückziehen, weil es sonst kracht!“
In Imola beklagte er sich über seine Reifen: „Die sind ziemlich im Arsch.“
2 Blitze
Max Verstappen (27/Red Bull):
Der Weltmeister beklagt sich häufig über sein Auto. Und das in ziemlich deutlicher Sprache: „Ich kann nicht mehr bremsen, es ist einfach nur lächerlich“ (Bahrain), „Ganz ehrlich – diese Bremsen sind einfach Scheiße“ (Miami), „Warum zur Hölle fahren wir mit diesen Reifen?“ (Barcelona).
Auch sein Team ist nicht vor seinen Pöbel-Attacken sicher. Wenn ihm Boxen-Stopps zu lange dauern, bekommen die Mechaniker schon mal ein „Verdammt nochmal!“ zu hören.
Darüber hinaus verpetzt er gerne Kollegen für vermeintliche Regelverstöße. Wie bei Piastri in Saudi-Arabien: „Er hat mich von der Strecke gedrängt. Er hatte nicht vor, diese Kurve zu nehmen.“ Oder beim Duell mit Russell in Barcelona: „Zur Hölle, der ist gerade in mich reingefahren!“. Oder vor dem Start in Bahrain, bei dem Norris zu weit vorne stand. Dafür kassierte der Brite eine Fünf-Sekunden-Strafe.
5 Blitze
George Russell (27/Mercedes)
Der Brite bleibt zumeist cool. Außer, er schleicht in Monaco über die Runden und kann nicht überholen.
Dann verliert er die Geduld, nimmt eine illegale Abkürzung und schimpft am Funk: „Ich nehme die Strafe. Der fährt unberechenbar.“
Und kurz später: „Ich ziehe es vor, jetzt nichts zu sagen.“
In Kanada verpetzte er Verstappen: „Er hat mich gerade hinter dem Safety Car überholt.“
3 Blitze
Entspannt mit Freundin Carmen: George Russell
<!–>
Charles Leclerc (27/Ferrari)
Der König der Pöbler! Vor allem sein Renningenieur Bryan Bozzi (35) kriegt es immer wieder ab.
„Was zur Hölle hast Du gemacht?“, fragte er in Bahrain, als sein Auto nicht so funktionierte wie gedacht.
In Imola schimpfte er, nachdem die Renn-Taktik durch ein Safety Car über den Haufen geworden war: „Unglaublich! Immer werde ich mit diesen Virtuellen Safety Cars oder Safety Cars verarscht.“
Später im Rennen wies ihn die Box an, Alex Albon vorbeizulassen. Seine Reaktion: „So läuft Rennsport heutzutage? Das ist doch ein verdammter Witz!“.
In Kanada diskutierte er mehrfach mit seiner Box über seine Reifen: „Ich verstehe nicht, warum wir stoppen? Die Reifen waren gut“, „Realisierst du, dass der Medium-Reifen viel besser ist?“, „Lass‘ uns nicht mehr sprechen!“.
Auf die Anweisung, weniger hart zu bremsen, reagiert er patzig: „Ich habe es verstanden, du hast es mir jetzt vier oder fünfmal gesagt.“
In Spanien funkte er nach dem Rennen: „Unsere Pace war heute einfach großer Mist.“
6 Blitze
Lewis Hamilton (40/Ferrari)
Der siebenfache Weltmeister bleibt in dieser Saison weit hinter seinen Ansprüchen zurück. Dementsprechend frustriert gibt er sich am Funk: „Ich würde wirklich gerne wissen, wo ich so langsam bin“ (Japan), „Lass‘ mich jetzt mal in Ruhe, bitte“ (Bahrain), „Mach‘ doch ruhig noch eine Tee-Pause“ (Miami, nach einer Entscheidung seines Teams, die seiner Meinung nach zu lange gedauert hat), „Ich fühle mich hier draußen etwas verloren. Deine Infos kommen nur sehr sporadisch“ und „Du hast meine Frage nicht beantwortet! Es ist wohl egal“ (Monaco), „Unfassbar, irgendwas stimmt mit dem Auto nicht. So schlimm war es noch nie!“ und „Ich bin im Niemandsland dieses Rennens. Und ich weiß nicht, warum“ (Kanada).
Hamilton ist aber auch einer der Ersten, die nach Unfällen fragen, ob alle Beteiligten den Crash unverletzt überstanden haben.
5 Blitze
Kimi Antonelli (18/Mercedes)
Der Italiener ist die Ruhe selbst am Funk. Er beschwert sich nahezu nie, tauscht lediglich Informationen aus. Und lässt sich von Renningenieur Peter Bonnington coachen.
0 Blitze
Alex Albon (29/Williams)
Er gehört zu den eher ruhigeren Fahrern. Ausbrüche wie „Wir verlieren eine Menge Zeit. Haben wir einen Plan?“ (Miami) oder „Warum hört Ihr nicht auf mich?“ (Kanada) sind eher selten.
2 Blitze
Esteban Ocon (28/Haas)
Der Franzose gehört nicht zu den Lautsprechern am Funk. Aussagen wie: „Ich will draußen bleiben“ nach der Anweisung von Renningenieurin Laura Müller, zum Pit-Stop zu kommen, sind die absolute Ausnahme.
1 Blitz
Freuden-Tränen bei Kiro-Team!: Dan Ticktum holt in Jakarta seinen ersten Sieg
Isack Hadjar (20/Racing Bulls)
In der Formel 2 war der Franzose für seine emotionalen Ausbrüche am Funk bekannt. Vor seiner Debüt-Saison in der Formel 1 kündigte er an, sich zu zügeln. Bis auf eine Ausnahme im Qualifying in Japan, als er Probleme mit dem Sitzgurt hatte, ist ihm das bisher auch gelungen.
1 Blitz
Nico Hülkenberg (37/Sauber)
Der einzige deutsche Formel-1-Fahrer ist am Funk sehr involviert in die Strategie, gibt viel Feedback. Emotional ist er kontrolliert, Ausraster gab es noch keine in dieser Saison.
0 Blitze
Hülkenberg mit Ehefrau Egle bei der Premiere des F1-Films in New York Mitte Juni
<!–>
Lance Stroll (26/Aston Martin)
Der Funk des Kanadiers ist ungefähr so fad wie seine Pressekonferenz. Auf denen zeigt er sich eintönig und gelangweilt. Ausraster werden ihm eher in der Garage nachgesagt. Wie nach dem Qualifying in Barcelona, als er mit der Faust gegen eine Wand geschlagen haben soll. Folge: Eine alte Verletzung brach wieder auf, Stroll konnte nicht beim Rennen starten.
1 Blitz
Carlos Sainz (30/Williams)
Kritik am Auto oder an den Reifen funkt der Spanier häufiger an seine Box. Manchmal geht es auch direkt gegen seinen Renningenieur Gaetan Jego: „Weniger funken, Gaetan! Lass‘ mich mal machen, bitte“.
Wenn er wegen der Taktik des Teams Frust schiebt, wird er deutlich. Wie in Miami: „Das ist nicht meine Art, Rennen zu fahren. Mir ist alles egal, ich habe heute eine ganze Menge Vertrauen verloren.“
Außerdem schwärzt er andere Fahrer an, fordert am Funk Strafen für Vergehen – so geschehen mit Leclerc (Miami) und Tsunoda (Bahrain).
4 Blitze
Pierre Gasly (29/Alpine)
Als er in Barcelona das komplette Rennen wegen eines Fehlers ohne Getränke bestreiten musste, merkte er das nur einmal kurz vor dem Start an: „Ich kann nichts trinken.“
Dafür meckerte er später: „Sagt mir, was ich tun soll! Ich bin so verdammt langsam gerade.“
2 Blitze
Yuki Tsunoda (25/Red Bull)
Der Japaner ist für seine Ausbrüche gefürchtet. Die richten sich auch gerne mal gegen die anderen Fahrer. In Monaco pöbelte er nach einem Crash Richtung Gasly: „Ist das ein Idiot?! Was macht der da?“
In China lieferte er sich eine Diskussion mit seinem Renningenieur: „Ich möchte meine Vorderreifen mehr benutzen.“
Antwort: „Das möchten wir nicht.“
Tsunoda: „Aber ich will das!“
Wenn es nicht läuft, schimpft er generell sehr viel – aufs Team und auf andere Fahrer.
5 Blitze
Fernando Alonso (43/Aston Martin)
Der dreifache Weltmeister macht aus seinem Frust in dieser Saison keinen Hehl. In Imola motzte er: „Unser Rennen ist vorbei. Wir haben einfach kein Glück. Alles läuft dieses Jahr gegen uns.“
Später im Rennen wurde ihm von seinem Renningenieur gesagt, dass er weiterfahren soll. Seine Reaktion: „Das wird Folter! Ich bin der unglücklichste Fahrer der ganzen Welt! Nicht mal das Safety Car kann uns retten. Das ist einfach unfair.“
4 Blitze
[–>Oliver Bearman (20/Haas)
Der berühmteste Funkspruch des Neulings besteht nur aus einem Wort: „Ciao“. Gefunkt beim Rennen in China, nach einem erfolgreichen Überhol-Manöver gegen Lawson.
Noch am selben Tag entschuldigte er sich dafür – und diskutierte seitdem lieber mit seinem Team.
In Kanada fragte er: „Warum boxen wir nicht? Ich bin schneller als das hier“
Später kam die Information aus seiner Box: „Gasly ist vor dir mit 40 Runden alten Medium-Reifen.“
Seine sarkastische Antwort: „Ja, danke für die Info. Soll ich ihn überholen?“
3 Blitze
Liam Lawson (23/Racing Bulls):
In Bahrain pöbelte er nach einem leichten Kontakt mit Lance Stroll: „Moment! Was macht dieser Typ? Mal im Ernst – was macht der? Der ist einfach vor mich gefahren, als wäre ich nicht da.“
Ansonsten hält er seinen Frust über die Leistung des Autos nicht zurück, wie in China: „Ich kann das Auto nicht einlenken“, „Ich habe keinen Grip, um hier zu kämpfen“, „Alter, es ging nur eine Runde gut, das Gleichgewicht war eine Runde lang gut und dann … keine Vorderreifen mehr, und ich konnte nicht mehr aufs Gas gehen.“
3 Blitze
Gabriel Bortoleto (20/Sauber)
Nach dem Australien-Rennen gab der Brasilianer zu: „Ich habe mich die ganze Zeit über Funk über die Bremsen beschwert. Aber zu der Kritik stehe ich.“
Anders als zu seinem aggressivsten Funkspruch gegen einen Konkurrenten. Nach einem Duell mit Antonelli in Monaco drohte er: „Das nächste Mal lasse ich ihn in die Mauer fahren.“
Der Spruch sei aus dem Zusammenhang gerissen worden, so Bortoleto.
2 Blitze
Bearman (l.) und Bortoleto beim Rennen in Montreal
<!–>
Franco Colapinto (22/Alpine)
In seinen bisher vier Rennen ist der Argentinier am Funk nicht ausfällig geworden. Nur ab und zu beklagt er sich über die Reifen.
1 Blitz
This news was originally published on this post .
Be the first to leave a comment