Vor genau einem Jahr elektrisierte diese Nachricht die Radsportwelt: Red Bull steigt beim Team Bora-hansgrohe ein und übernimmt mit 51 Prozent die Mehrheit. Der Etat stieg dem Vernehmen nach von 25 auf 45 Millionen Euro. Das klare Ziel: die Nummer 1 der Welt werden. Teamchef Ralph Denk (51) sagte: „Wir wollen die attraktivste Marke im Radsport werden. Das definiert sich über den sportlichen Erfolg – aber nicht nur. Wir haben auch den Anspruch, inspirierend zu sein, die Jugend aufs Rad zu bringen.“
Ein Jahr später muss man feststellen: RAD Bull rollt noch nicht richtig. Denk gibt zu: „Wir wären gern ein Stück weiter.“
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Im Team-Ranking des Weltverbandes UCI liegt Red Bull mit 18 Siegen in diesem Jahr nur auf Platz 7. Es führt das arabische Team UAE um Tour-Sieger Tadej Pogacar (26) mit 55 Siegen. Im Fahrer-Ranking liegt Tour-Kapitän Primoz Roglic (35) als bester Red-Bull-Fahrer auf Platz 8. Zweitbester Red-Bull-Fahrer ist Florian Lipowitz (24) auf Platz 29. Ganz oben steht Pogacar.
Der deutsche Rennstall hatte mit Rückschlägen zu kämpfen. Bei der Tour de France im vergangenen Jahr, dem ersten großen Auftritt des neuen Teams, musste Roglic nach zwei Stürzen an zwei Tagen vorzeitig nach der 12. Etappe aussteigen. Immerhin gewann der Slowene zwei Monate später die Vuelta. Auch in diesem Jahr geht Roglic oft zu Boden. Beim Giro stürzte er gleich viermal und stieg auf der 16. Etappe aus. Danach fuhr er bis zur Tour kein Rennen mehr.
[–>Alles nur Pech? Roglic war früher Skispringer, wurde erst mit 23 Radprofi. „Die häufigen Stürze liegen sicher auch daran, dass Primoz nicht im Kindesalter mit dem Radfahren angefangen hat“, sagt Denk. „Bei uns im Süden sagt man, wenn du das Skifahren nicht als Kind lernst, lernst du es nie mehr. Vielleicht trifft das auch ein Stück weit auf die Bikehandling-Skills zu.“ Dennoch glaubt Denk an Roglic: „Er hat fast 100 Profisiege. Von der Sorte gibt es nicht viele Fahrer.“
Neuer Hoffnungsträger im Team ist Florian Lipowitz. Auch er ist als Ex-Biathlet ein Quereinsteiger. Zuletzt machte der Mann aus Laichingen in Baden-Württemberg mit Platz 3 bei der Dauphiné-Rundfahrt hinter den Überfliegern Pogacar und Jonas Vingegaard (28) auf sich aufmerksam. Ihn will das Team behutsam aufbauen. „Wir wollen eines auf keinen Fall machen – ihn überpacen“, sagt Denk. „Wir sehen so viel Gutes in dem Jungen, dass wir ganz behutsam rangehen. Man hat uns vorgeworfen, dass wir in der Vergangenheit bei Dominik Nerz und Lennard Kämna zu forsch waren. Diesen Fehler wollen wir nicht wiederholen. Bei dieser Tour ist sein einziges Ziel, in Paris anzukommen.“
Topfavorit auf den Sieg ist auch für Denk Pogacar: „Wenn er gesund bleibt und nicht stürzt, wird er ganz schwer zu schlagen sein.“ Für Roglic wäre schon Platz 3 ein toller Erfolg.
Mit dem Etat liegt Red Bull auf Augenhöhe mit den Teams UAE, Ineos-Grenadiers und Visma. Daher sollen in absehbarer Zeit auch die Erfolge kommen. Wenngleich Denk betont: „Wir haben sehr viel in unser Rookie-Programm investiert. Das gehört auch zum Red-Bull-Ansatz. Unser U19-Team ist das beste der Welt, auch die U23 ist vorn dabei. Da wächst richtig was nach. Aber es geht nicht von heute auf morgen.“
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