„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von SPORT BILD-Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet den FC Bayern seit Jahrzehnten.
Lieber Konrad Laimer,
mir geht dieser Satz nicht mehr aus dem Kopf. Einmal geschrieben – und für die Ewigkeit eines Lebens in den Nervenbahnen verankert. Er will nicht mehr raus aus meinem Hirn, dieser Satz.
„Wer mich verpflichtet, der bekommt mich nur zu 100 Prozent“, hast Du gesagt, als Du 2023 von RB Leipzig zu den Bayern gewechselt bist. Kaum jemand hat damals hingehört, kaum jemand hat es geschrieben. Es gab Kane und Kim und noch ein paar Namhafte, die als Stareinkäufe im Scheinwerferlicht standen. Du warst nur eine Randnotiz, ablösefrei noch dazu im Zeitalter astronomischer Ablösesummen.
[–>Mir geht auch nicht mehr aus dem Kopf, wie sich Trainer Vincent Kompany vergangenen Freitag die Trainingsjacke von den Schultern riss, wie er ausgelassen mit den Armen ruderte, sich über dein 4:0 gegen Bremen freute, als wäre es ein 1:0 im Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Du hast es aus kompliziert spitzem Winkel mit dem angeblich schwächeren linken Fuß erzielt. Als Linksverteidiger-Ersatz-Ersatz-Ersatz für Alphonso Davies, Raphaël Guerreiro, Josip Stanisic. Egal, wer irgendwo fehlt, vielleicht nicht für Manuel Neuer im Tor, stehst Du schon bereit. Nur zu 100 Prozent bist Du zu haben, wie Du sagst. Man beachte dieses gigantische Wörtchen „NUR“.
Wer „kane“ das schon von sich sagen, dass er immer nur 100 Prozent gibt. Harry Kane kann das, darf das. Vor allem nach seinem 100. Rekord-Pflichtspieltor gegen Bremen. Niemals habe ich geglaubt, dass ich einen Engländer bitten würde, ganz lange bei den Bayern zu bleiben. Noch dazu so einen alten Knochen mit 32. Harry weiß sehr wohl, dass er in München besser geworden ist. Die Bundesliga ihm guttut, das Zusammenspiel mit Michael Olise, Serge Gnabry und bald auch wieder Jamal Musiala, alles richtig großen Fußballern, die in dieser Dichte und vor allem Qualität England nicht bieten kann. So wird Laimer zum besten Transfer seit vielen Jahren.
Konrad Laimer (28) kam 2023 von RB Leipzig zum FC Bayern
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Genauso wie Laimer tut die Bundesliga, tut den Bayern auch Luis Diaz mit seinen 28 Jahren gut. Zwar überteuert transferiert vom FC Liverpool mit 70 Millionen. Doch wie er gegen Bremen das 3:0 vorbereitete, auf die Hundertstel-Sekunde genau den Ball auf Kane legte, das hatte Klasse, das war ganz großes Kino. Aus seinem Gesicht ist zu lesen, dass sich der Kolumbianer wohl fühlt in München, sogar auf dem Oktoberfest (der Wiesn).
Es ist davon auszugehen, dass beim FC Bayern mit seinem strengen Auswahlverfahren hunderte von Angestellten am obersten Limit arbeiten. Auch diejenigen, die dieses unglückselige Wiesn-Trikot ausgesucht haben, wollten nichts Schlechtes. Ich dachte, ich hätte auf Sky zu 100 Prozent das falsche Spiel aufgerufen, als ich „meine Bayern“ in so einem weißen, uhh gelben, ähh, gräulichen, nichtsfarbigen Trikot auflaufen sah. Schon in den Sechziger-Jahren waren wir in den Schüler- und Jugend-Mannschaften stolz auf unser rotes Trikot. Man denke nur an den Schaden im asiatischen Raum, den man erobern will. Mit so einem Trikot macht man gegen die Premier League keinen Cent, keinen Millimeter an Boden gut – es sei denn, Kane und Laimer spielen zeitlebens bei den Bayern.
Gut gefallen hat mir beim Einlaufen dagegen, wie einer der Balljungen Michael Olise um seine Trainingsjacke bat – und sie prompt bekam. Weniger gut war die Aktion, dass sie ihm ein Betreuer danach wieder abnahm. Viele Leute haben mich angesprochen mit der Bitte, dass diese Jacke jetzt zu 100 Prozent diesem Balljungen gehört.
Überraschende Kane-Sätze!: „Junge, du machst ne’ Menge falsch“
Nochmal zu Dir, lieber Konrad Laimer. Du bist in Salzburg geboren und aufgewachsen, der Stadt so berühmter Söhne wie dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, dem Dirigenten Herbert von Karajan. Der Stadt, wo Franz Beckenbauer seinen Lebensabend verbrachte. Du bist kein Genie, hast Fußballspielen und kämpfen gelernt bei Red Bull Salzburg.
Aus Salzburg stammt auch die bekannte Politikerin Doraja Eberle, nein, nicht verwandt mit Max Eberl, dem Sportvorstand der Bayern. Christoph Freund, neben Eberle Bayerns Sportdirektor, wirkte übrigens 17 Jahre lang bei RB Salzburg. Verkaufte gewinnbringend u.a. Erling Haaland (Man City), Karim Adeyemi (BVB), Dominik Szoboszkai (Liverpool). Klingt auch irgendwie nach 100 Prozent.
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