Da war mächtig Druck auf dem Kessel!
Die ausverkaufte Hölle Nord in Flensburg wurde zur Sauna. Die Mehrheit der 6300 Zuschauer, Anhänger der SG, sorgt für eine hitzige Atmosphäre, ordentlich Dezibel auf den Ohren und hohe Temperaturen im 113. Nord-Derby in Schleswig-Holstein.
Die Mutter aller Derbys in der Daikin Handball-Bundesliga lieferte Tempo, Emotionen, Dramatik und Tore. Flensburg gewinnt am Ende 36:34 (16:19), schiebt sich an Kiel vorbei auf Platz 1 – Tabellenführer. „Derby-Sieger, Derby-Sieger. Hey, hey“, hallt es von den Rängen.
Fehler um Fehler: Doppel-Slapstick in der Handball-Bundesliga
„Es war wieder eines dieser Spiele, das man nie vergisst“, strahlt SG-Kapitän Johannes Golla (27). „Für mich speziell, weil es das letzte Bundesliga-Heimspiel-Derby war.“
Das Duell des Zweiten (Flensburg) gegen den Ersten (Kiel) – zuletzt gab es diese Konstellation vor gut zwei Jahren (in Kiel). Klar, dass sich Bundestrainer Alfred Gíslason (66) diese Begegnung mit sechs potenziellen deutschen Nationalspielern nicht entgehen ließ.
Flensburg, das die letzten vier Derbys gewann, startet mit Extra-Power. Zwei Minuten vor dem Anwurf flimmert die Vertragsverlängerung von Kent Robin Tönnesen (34) bis 2027 auf den Video-Leinwänden. Passend dazu netzt der Norweger zum 1:0. Die SG-Fans feiern – und pfeifen früh.
[–>Nach einer Aktion von SG-Kapitän Johannes Golla (27) gegen Kiels Spielmacher Elias Ellefsen a Skipagötu (23) sind die Schiedsrichter Fabian Baumgart und Philipp Dinges gefordert. Sie bemühen den Videobeweis! Nach dem VAR-Check muss Golla für zwei Minuten raus.
Fortan ist Skipagötu der Buhmann in der Halle. Bei jeder Aktion wird er ausgepfiffen, lässt sich davon aber wenig beeindrucken. Torwart Andreas Wolff (34) und Dirigent Skipagötu, die beiden formstärksten Kieler der letzten Wochen, führen die THW-Truppe, die nach anfänglichem 2-Tore-Rückstand zur Pause (19:16) mit plus drei in die Kabine geht, an.
Freude beim Kieler Mini-Anhang und den mitgereisten Langzeitverletzten Gonzalo Pérez de Vargas, Emil Madsen und Hendrik Pekeler. Gibt es den ersten THW-Erfolg in der Hölle Nord seit dem 22. Mai 2022 (damals 28:27)?
Was macht der Torwart denn da???: Handball-Star trifft von der Mittellinie
Flensburg, mit dem besten Angriff der Liga (37 Tore im Schnitt) schlägt zurück – gnadenlos. In weniger als sechs Minuten hat die SG das Spiel gedreht – ein 6:1-Lauf zum 22:20 (36.).
Die Kieler Abwehr bekommt Flensburgs Angriffs-Wirbel kaum noch gestoppt. Andreas Wolff hat meist das Nachsehen. Auf der anderen Seite läuft Flensburgs eingewechselter Weltmeister-Torwart Kevin Möller (36), der am Saisonende in seine dänische Heimat wechselt, heiß.
Der SG-Express läuft, Flensburg baut das Polster aus. „Nie mehr Derby-Sieger – THW“, stimmen die Fans an. Während SG-Trainer Ales Pajovic (46) komplett durchwechseln kann, fehlen Filip Jicha (43) Optionen. Vor allem im rechten Rückraum nach dem Madsen-Ausfall. Auch das ist am Ende im 113. Derby entscheidend.
Golla nach Sieg im Derby und Platz 1: „Das ist ein schöner Nebeneffekt. Wir wissen aber auch, wie früh das in der Saison ist. Wir wissen, dass Magdeburg weniger Spiele hat, dass die natürlich da auch noch kommen. Und deswegen wollen wir da jetzt nicht zu viel hineininterpretieren. Jetzt geht es bei uns richtig los. Wir haben ab kommender Woche zwei Spiele pro Woche, haben viele Reisen. Deswegen wollen wir jetzt einfach stabil bleiben und den Weg weitergehen. Und uns jetzt nicht zu früh freuen, dass wir oben stehen.“
Kiel-Coach Filip Jicha (43) war enttäuscht: „Ich habe zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten Halbzeit haben wir unsere Angriffe mit kühlem Kopf runtergespielt. Aber die entscheidende Phase in diesem Derby kommt nach der Halbzeit, wo wir mit 2:9 starten und in die Bredouille kommen, sodass wir es mit der Brechstange versuchen, gegen die Abwehr zu agieren. Unter dem Strich hat uns die zweite Halbzeit gezeigt, dass wir noch einen Entwicklungsschritt brauchen. Zehn technische Fehler sind in solch einem Spitzenspiel eine unfassbare Hypothek.“
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